Asymmetrische Pfeilbogen sehen nun mal nicht so aus, wie unsere Vorstellungen von einem Pfeilbogen nun einmal eben sind. Immerhin geniessen, die in der buddhistischen Zen- Meditation benutzten kyudo- Bogen, einen hohen Bekanntheitsgrad in der Bogen oder Zen- Szene. Das Buch von Eugen Herrigel zum Thema: Zen in der Kunst des Bogenschiessens ist immer noch oder immer wieder mal ein kleiner Bestseller unter den Insidern. Mehr gibt es hier.
Einigermaßen bekannt sind noch die Pfeilbogen der nordamerikanischen Hidatsa- Indianer, die Thema einer Studie der Universität von Norddakota waren.
Weitere mir geläufige asymmetrische Bogen- Designs sind von den Hunnen gebaut worden ( ein richtig guter Artikel von Andrew Hill und Jack Farrell ist hier auf dem ATARNET). Und natürlich skythische Bogen, entweder als Horn- oder Holzlaminatbogen ausgeführt. Die bekannteste Ausgrabung eines skythischen Hornbogens ist der sogenannte Subeixi- Bogen, Jack Farrell, David Betteridge und Adam Karpovicz haben sehr schöne Replikate dieses Bogens gefertigt, hier , wieder ein Link zum ATARNET.
Die Holzlaminat- Ausführung eines Skythen- Bogens nach dem Fund von olon kurin gol blieb mir vergönnt nachzubauen. Auf Einladung der Russischen Akademie der Wissenschaften reiste ich im Februar 2008 mit Prof. E. Godehardt nach Novosibirsk, um dort die Grabungsfunde zu studieren. Hier ist der Link zu meiner Nachbetrachtung auf meinem englischsprachigem Blog BOWXPLOSION und wer gerne Fernseh guckt, hier ist der ZDF- Bericht dazu.
In Novosibirsk konnte auch einen ganzen Nachmittag in einem Speicher der Universität hunderte von Kartons mit Grabungsfunden durchstöbern und fand dort auffällig viele Bruchstücke asymmetrischer Bogen aus Fundstätten in ganz Sibirien. Das inspirierte mich heftigst, der Sache entschiedener nachzugehen. Die wichtigste und entscheidente Info zum Thema lieferte mir James Harrod, der Mitbegründer des originsnet. Ich fragte ihn: kann es sein, daß unsere Vorfahren eine andere Vorstellung von Symmetrie gehabt hatten, als wir heute? Seine ehrliche Antwort war, daß er nicht so recht wisse, um was es mir ginge, so gab er die Frage an einen Freund weiter. Michael Winkler ist ein moderner amerikanischer Künstler, der vor allem mit seinem Wordart- Projekt Aufsehen erregt hat. Michael Winkler ist auch Musiker und baut Instrumente selber, hat mich dann mit dem Hinweis auf den Goldenen Schnitt in die richtige Spur gebracht.
Fakt ist, daß es an jeder gespannten Saite einen Punkt gibt, der nicht schwingen kann und dieser Punkt teilt die Saite exakt im Verhältnis von 1: 1,61. Der Goldene Schnitt ist erwiesenermaßen eine Vorgabe, an der sich in früheren Zeiten Künstler, Architekten, Handwerker etc. orientiert haben. Sie huldigten regelrecht dem Goldenen Schnitt, in der Natur selbst können die Relationen des Goldenen Schnittes immer wieder entdeckt und nachgewiesen werden. Da gibt es im Wiki einen sehr guten Artikel dazu, der ist hier und sehr empfehlenswert. Der Artikel verweist im Zusammenhang auf die Arbeiten des italienischen Mathematikers Fibonacci, ohne dessen Erkenntnisse das Internet wahrscheinlich gar nicht denkbar wäre.
Auf asymmetrische Bogen übertragen heisst das, daß der untere kürzere Wurfarm und der obere längere Wurfarm in einem Längenverhältnis von 1. 1,61 stehen müssen. Durch Versuche habe ich herausgefunden, daß asymmetrische Bogen auch entsprechend getillert sein müssen, um ihre beste Effizienz zu erreichen. Gemessen und verglichen werden hier der jeweils höchste Abstand zwischen Sehne und jeweiligem Wurfarm am gespannten Bogen.
Nun noch Bilder, bevor dann im 2. Teil geeignete Rohlinge, Herstellung, Schussverhalten und Vor- sowie Nachteile asymmetrischer Bogen behandelt