Eine AG an einer Schule wird natürlich auch auf einen pädagogischen Sinn oder Wert hin betrachtet: Eltern bzw. Lehrer fragen da nach. Was bringt das fürs spätere Leben, da ist leider meist immer nur die berufliche Karriere gemeint. AGs an Schulen sind grundsätzlich immer eine grosse Möglichkeit, Schüler an ihre Schule zu binden: an unserer Schule gibt es tolle AGs……………………….da wird nicht nur gelernt…………………Immer mehr Schulen werden von Eltern in den Fördervereinen unterstützt, die dann bei Organisation und Finanzierung eines AG- Programmes helfen.
Was bringt nun speziell eine Bogenbau- AG? Die zum Bogenbauen und Bogenschiessen nötigen Fähigkeiten wurden schon in Teil 1 dieses Berichts genannt: Konzentration, Geduld, gezielter Einsatz von Kraft, sehr viel Feinmotorik ist gefragt, ein gutes bis sehr gutes Vorstellungsvermögen( wo ist denn der Bogen in diesem Holzprügel?), Ausdauer, grosse Zielstrebigkeit und ein gutes Gefühl für Balance und. Harmonie.
Der traditionelle Bogenbau spricht immer geschichtliche Themen an, sind doch die spezifischen Bogen- bzw. Pfeilformen kulturell und regional sehr verschieden. Warum benutzten die Wikinger andere Bogen als die kalifornischen Indianer, wie konnten ca. 6000 berittene skythische Bogenkrieger eine 25000 starke Armee der Perser besiegen? Wie erkenne ich an der Pfeilform, welches Tier von einem bestimmten Volk hauptsächlich bejagt worden ist?
Und Physik: der Bogen ist ein Hebelwerkzeug, wie kann ich die Sehnenstärke berechnen, wie halte ich den Pfeil und Bogen, wenn das Ziel sehr nahe steht, mögliche Schussweite berechnen…………warum ist eine Holzart besser für den Bogen geeignet als eine andere Holzart?
Das sind alles Fertigkeiten und Themen, die dem schulischen Lernen ziemlich sicher förderlich sind.
Aus meiner Sicht ganz besonders wichtig ist die Unerbittlichkeit der Sache an sich: einen viertels oder halben Bogen gibt es nicht, das geht nicht, auch der Pfeil fliegt nicht, wenn ich keine Lust mehr habe, die 3. Feder fest zu machen…….Bogen ohne Sehne geht auch nicht. Da kommen manche Schüler auch an Grenzen.
In der heutigen Zeit ist es für junge Menschen schwerer denn je eine Arbeit zu finden, die ihrer schulischen Bildung auch gemäss ist, selbst ein mit Bravour bestandenes Studium ist kein Garant mehr für den lebenslang zufriedenstellenden Arbeitsplatz. So bin ich schon recht stolz darauf, das aus meiner knapp 20 jährigen Seminar bzw. AG- Tätigkeit 2 meiner „Schüler“ sich inzwischen ihren Lebensunterhalt mit dem Bogenbau verdienen, ein paar meiner „Schüler“ finanzieren durch die Herstellung und den Verkauf von Holzbogen die Ausbildung oder das Studium. Und jedes Jahr habe ich Schüler, die ihr Berufspraktikum in meiner Werkstatt machen.