Jetzt bin ich schon seit knapp 20 Jahren am Holzbogen- Bauen und entdecke immer noch richtig aufregende neue Techniken. Obwohl ich über den Grünholz- Bogenbau immer wieder in irgendwelchen Artikeln oder Foren dies und jenes gehört habe, so richtig begeistert hat mich das nicht. Ich traute der Sache einfach nicht, vor Jahren machte ich wohl mal einen Versuch mit einer eher schlechten Esche, das war es dann erst mal.
2006 zogen wir in die Höhen des Südschwarzwaldes, dort entdeckte ich die richtig feinen Bogenhölzer wie Weißdorn, Schlehe, Pfaffenhütchen……auch Eschen, Robinien, Ulmen, Vogelbeeren, Mehlbeeren………aber in dieser Höhe fast immer gerade und mit feinen Ringen gewachsen. Oft gerade mal 5- 6cm Durchmesser, das reicht meist fast nur für einen Bogen. Das Trocknen dieser Rohlinge erwies sich als Problem, schon nach ein paar Tagen waren heftige Risse zu sehen, ganz übel bei der Schlehe. Ich begann dann, die Rohlinge grün zu verarbeiten: also den Bogen ein paar Zentimeter länger, gut 5mm breiter und ein paar Millimeter dicker lassen. Dann den so bearbeitenden Bogen auf ein stabiles Kantholz spannen, mit Zwingen, Spanngurten……………………und 3-4 Wochen so belassen.
Das sieht dann so aus, die Kork- Zulagen dienen zur Formgebung, in diesem Fall: deflexer Griffbereich, lange leichte Recurves. Der Bogen ist aus einem 4cm dicken Vogelbeer- Ast gemacht.
Der Rohling sah ursprünglich so aus- der Deflex in der Mitte ist gewachsen
Das ist das Ergebnis nach dem Trocknen und Formen- oben liegt die Schablone für das Layout der Wurfarme- der Bogen ist nicht ganz symmetrisch getrocknet. Da wird mit dem Heissluftföhn nachgeholfen- heat treating
Die Ergebnisse meiner erneuten Grünholz- Bogenbau- Versuche sind nun sehr zufrieden stellend, das Härten mit Hitze des Bogenbauches ist natürlich die ideale Ergänzung. Auch dünn gewachsene Rohlinge kann ich so verarbeiten, ohne sie lange und aufwendig lufttrocknen zu müssen.
Sehr hilfreich war zum Thema Grünholz für mich das Buch von Mike Abbott: „Grünholz“, erschienen im Verlag Th. Schäfer, Hannover. Mike Abbott erklärt die Vorteile von Grünholz- Arbeiten sehr detailliert, zusammengefasst decken sich seine Erkenntnisse mit meinen Erfahrungen: das Bearbeiten eines grünen Bogen- Rohlings ist viel einfacher, da die Fasern noch nicht ausgehärtet sind. Holz trocknet um so schneller, je kleiner sein Querschnitt, um so kleiner der Querschnitt um so geringer ist die Gefahr der Rißbildung- mir ist noch kein Grünholz- Bogen gerissen! Grün verarbeitetes Holz trocknet letztlich auch stabiler aus, da es nicht so stark den Trocknungsspannungen ausgesetzt ist, wie grösser dimensioniertes Holz. Und ich muß nicht so lange auf den Bogen warten!